Der Verein Mofu-Rothenburg ist eine vom Kanton Luzern (CH) anerkannte gemeinnützige Organisation. Er wurde 2011 aus privater Initiative von Beate und Andy Schneider in der Luzerner Gemeinde Rothenburg gegründet und verfolgt eine langfristige Unterstützung der Menschen in Mofu, Tansania. In Zusammenarbeit mit den Bewohnern vor Ort werden die gesammelten Spenden für verschiedenste Projekte eingesetzt.
Wann und wie entstand die Idee, die Gemeinde Mofu zu unterstützen? Wieso Mofu?
Wir haben mit unseren Kindern im Jahr 2008 Tansania auf eigene Faust bereist. Während der Reisevorbereitung haben wir verschiedene Kontakte geknüpft, u.a. auch mit den Baldegger Schwestern. Eine nahe Verwandte in unserer Familie, Schwester Pankratia, war Ordensfrau und hat während rund 40 Jahren in Tansania gewirkt, zuletzt im Dorf Mofu. Auf unserer Reise haben wir deshalb dem Dorf Mofu einen Besuch abgestattet. Wir haben festgestellt, dass die von Schwester Pankratia in den Jahren 1970 – 1980 erbaute Krankenstation für die Menschen in Mofu immer noch lebenswichtig ist. Dort werden heute noch rund 20 Kinder im Monat geboren, ohne Strom, ohne fliessendes Wasser. So hat unsere Unterstützung in Mofu begonnen.
Woher kommt die Motivation, dem Dorf Mofu zu helfen?
Wir versuchen Solidarität zu leben. Durch das direkte Engagement in Mofu können wir viel bewirken. Wir unterstützen die medizinische Grundversorgung, die Bildung der Kinder und Jugendlichen, die Bauern und die Kirche.
Wie ist die Situation in Mofu?
Mofu liegt 40 km von der nächst grösseren Stadt, Ifakara, entfernt und ist nur über eine Staubpiste erreichbar. Bis im Jahr 2017 musste immer auch eine Holzbrücke überquert werden, die jährlich während Monaten durch die Hochwasser gesperrt war oder gar weggerrissen wurde. Mofu war dann jeweils von der Umwelt abgeschnitten. Seit Sommer 2017 garantiert eine Stahlbrücke eine durchgehende Verbindung. Ein Handel ist trotzdem nur spärlich möglich. Die Menschen besitzen keine Autos, einige haben Fahrräder. Die Fahrt über die holprige Staubpiste ist sehr anstrengend und kaum in einem Tag zu bewältigen.
Da Mofu auch nicht an ein Stromnetz angebunden ist, können keine Maschinen zur täglichen Arbeit eingesetzt werden. Die Menschen leben vom Reisanbau und sind Selbstversorger. Durch die Handarbeit ist der Ertrag nicht sehr gross. Der Erlös aus dem kleinen Produktionsüberschuss benötigen sie für die Ausbildung ihrer Kinder oder für das Lebensnotwendigste.
Die Gesundheit der Menschen ist fragil. Sie haben eine einseitige Ernährung, essen viel Reis, kaum Gemüse oder Fleisch. Dazu kommt, dass die hygienischen Bedingungen im Dorf mangelhaft sind. Das Wasser weist Kolibakterien auf und die Menschen leiden an Magen-Darmproblemen. Zudem liegt Mofu in einem Schwemmland. Das Risiko an Malaria zu erkranken ist gross. Kaum jemand ist krankenversichert und die Menschen können sich deshalb nur in äussersten Notfällen eine medizinische Versorgung leisten. Die Menschen in Mofu sind schlecht gebildet. Viele von ihnen haben höchstens sieben Jahre Primarschule besucht. Sie haben weder eine Lehre noch eine weiterführende Ausbildung absolviert.
Wie finden die gesammelten Mittel den Weg nach Mofu?
Wir sind als Verein organisiert und haben in der Schweiz wie auch in Mofu einen Vorstand. In Mofu besteht dieser Vorstand aus Vertretern der wichtigsten Anspruchsgruppen im Dorf; einem Schulleiter, einer Person aus der Krankenstation, einem politischen Vertreter, einem Vertreter der Bauern, einer Vertreterin der Frauengruppe, dem Pfarrer. Die Menschen in Mofu können Anträge an diesen Vorstand stellen. Der Antrag muss gut begründet sein. Der Vorstand in Mofu entscheidet, ob der Antrag ins Budget aufgenommen wird. Jeweils im November wird dieses Budget an den Vorstand in die Schweiz gesandt. Dieser entscheidet, ob das Budget so genehmigt wird, oder ob Projekte gestrichen werden müssen. Das Geld überweisen wir auf ein Bankkonto. Wir besuchen Mofu jährlich und informieren uns über die Projekte.
Wo liegen die grossen Schwierigkeiten eines Hilfsprojekts in Afrika?
Wir können nur von unseren Erfahrungen in Mofu sprechen. Die Schwierigkeiten liegen in der Unzulänglichkeit des Staates und im kulturellen Unterschied. Die Menschen vertrauen nicht in den Staat, in die Verwaltung. Der Staat ändert ständig die Spielregeln, ist korrupt und verfolgt Partikularinteressen. So wurden beispielsweise kürzlich diverse Ausbildungsgänge komplett geändert, sodass Studenten in diesen Disziplinen ohne Abschluss dastehen, obwohl sie viel Geld und Zeit investiert haben.
Mit dem kulturellen Unterschied meinen wir die Lebenseinstellung. Diese Menschen haben jeden Tag mit dem Überlebensnotwendigen zu kämpfen und doch geben sie manchmal ihr weniges Geld ganz unvernünftig aus. Vielleicht weil sie zu wenig gebildet sind oder eben, weil sie immer knapp bei Kasse sind und sich dann endlich auch mal etwas leisten möchten. Aus diesem Grund fällt es den Menschen in Mofu schwer, auf lange Zeit voraus zu planen, respektive zu investieren.
Wie ist die Wahrnehmung der Bewohner Mofus vom Projekt Mofu-Rothenburg?
Viele Menschen besuchen uns während wir im Dorf leben und tragen uns ihre Anliegen vor. Sie schätzen unsere Unterstützung sehr. Manchmal sind ihre Erwartungen aber auch zu gross und sie haben Mühe zu verstehen, dass unsere finanziellen Möglichkeiten auch begrenzt sind. Die Menschen sind aber sehr dankbar und freuen sich Jahr für Jahr uns wieder zu treffen. Sie sind spontan, herzlich und trotz ihrer Armut sehr grosszügig. Sie wissen genau, wo und wann wir sie unterstützt haben. Wir halten während unserem Aufenthalt in Mofu jeweils in der Kirche eine „Predigt“. Wir versuchen so möglichst viele Menschen direkt über unsere Ziele und unser Projekte zu informieren.
Wie kann man den Verein nebst finanziellen Spenden unterstützen?
Wir können immer auch Sachgeschenke gebrauchen. So sind gut funktionierende Laptops sehr gefragt, auch Fotoapparate können wir gut gebrauchen. Kleider hingegen haben wir immer genügend.
Gibt es eine Möglichkeit, im Rahmen eines Hilfsprojekts nach Mofu zu reisen?
Ja die gibt es. Einerseits können wir über unsere Kontakte versuchen etwas Passendes zu finden, anderseits kann man jederzeit mit uns mitreisen. Allerdings ist der Aufenthalt in Mofu sehr einfach, die Betten sind eher schlecht, es gibt kein Warmwasser, selten fliessendes Wasser. Das Reisen ist anstrengend aber sehr eindrücklich. Eine Reise nach Mofu bedeutet Abenteuer und Eintauchen in den afrikanischen Alltag.